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»Ich arbeite bei dir«, sagte sie kurz. »Sakiko und Irene belagern meinen
Tisch mit ihren Nähsachen und bei dir ist noch einer frei.«
»In Ordnung. Tu so, als wärst du hier zu Hause«, sagte Cheerio. »Wie weit
bist du? Kann ich die erste Seite schon haben?«
»Sofort. Die zweite ist auch gleich fertig.«
Cheerio schaltete den Computer ein. Er probierte verschiedene Schriften aus,
er machte die Ränder breiter und schmaler und wieder breiter und spielte so
lange mit dem Format, bis er mit der Aufmachung zufrieden war. »Was
meinst du, Rosi? Sollen wir's so lassen?«
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Rosi schaute ihm über die Schulter. »Den Namen und das Alter würde ich
noch fetter drucken und die Überschrift muss auch markanter sein«, sagte sie.
Cheerio nickte. »Mal sehen.« Er veränderte die Schriften so lange, bis sie
beide fanden, nun könne man nichts mehr besser machen.
»So, die erste fertige Seite wird an die Wand gepinnt«, sagte Rosi. »Hast du
Reißnägel?«
»Ja, hier! Lass mich das Blatt halten.«
»Ach, du hast Besuch, Cheerio?« Lautlos war Solveigh hereingekommen.
»Störe ich?«
»Kommt drauf an, was du vorhast«, antwortete Rosi fröhlich. »Wir arbeiten.«
»Den Eindruck hatte ich nicht«, meinte Solveigh spitz.
Rosi hob gleichmütig die Schultern. »Manchmal täuscht der erste Eindruck.«
»Kann ich euch helfen?«
»Tja ... eigentlich nicht. Wir sind erst am Anfang. Später vielleicht.«
»Du wolltest doch unbedingt Gesichter anmalen«, sagte Cheerio grob. »Also
misch dich hier nicht ein. Wir mischen uns ja auch nicht in dein Projekt ein,
oder?«
»Mir ist aber langweilig«, klagte Solveigh. »Mein Projekt hat schließlich
nicht so viel Vorlauf wie eures. Genau genommen arbeite ich nur am
Schulfest. Du hättest dir auch etwas Einfacheres aussuchen können, Cheerio,
dann hätten wir mehr Zeit füreinander. Du willst das doch auch, oder?«
»Was ich will oder nicht will, tut nichts zur Sache«, meinte Cheerio un-
wirsch. »Tu mir den Gefallen und lass uns jetzt allein, ja?«
»Ja, natürlich ...« Solveigh stöberte in Cheerios Bücherregel. »Oh, da ist ja
ein : Asterix-und-Obelix9 -Heft!«, rief sie. »Eines, das ich noch nicht kenne!«
Sie setzte sich auf Cheerios Bett. »Ich liebe : Asterix und Obelix9 !«
»Wie schade, dass es die beiden nie gegeben hat. Sie hätten sich bestimmt
wahnsinnig über deine Liebe gefreut«, meinte Rosi. In Gedanken
beschäftigte sie sich schon längst wieder mit Zilgas Oma. Deshalb entging ihr
auch Solveighs Blick. Aber selbst wenn sie ihn gesehen hätte  sie hätte sich
nichts daraus gemacht.
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»Der Zauberkessel ist ja wirklich das Letzte«, meinte Solveigh nach wenigen
Augenblicken. »Und der Zaubertrank erst. Ich wollte, ich wüsste das Rezept.
Hättest du einen Schluck genommen, Cheerio?«
»Nee«, sagte er abwesend. »Hätte ich nicht.«
»Aber ich. Und ich hätte dir etwas davon in den Apfelsaft gemischt«, meinte
Solveigh. »Ich hätte dir heimlich ...«
»Kannst du nicht mal den Mund halten?«, rief Rosi ungeduldig.
Das Heft landete in einer Ecke. Die Tür krachte ins Schloss.
»Du hast sie vergrault«, stellte Cheerio fest. »Jetzt ist sie beleidigt und spricht
kein Wort mehr mit mir.«
»Tut mir Leid«, meinte Rosi zerknirscht.
»Mir nicht!« Cheerio lachte. »Ehrlich gesagt  sie ist ziemlich anstrengend.
Wenn etwas nicht so ist, wie sie sich's vorstellt, wird sie sauer. Das zeigt sie
dann auch. Junge, und wie sie's mir zeigt!«
»Das musst du ihr abgewöhnen«, stellte Rosi fest.
»Hm. Hier. Ich bin fertig. Wie weit bist du?«
Raffi streckte den Kopf ins Zimmer. »Solveigh sagt, ich darf euch nicht
stören. Das stimmt nicht, oder? Ich will euch nur rasch meine Schatzkarte
zeigen.«
»Später, Raffi, später. Das hat doch Zeit.«, meinte Rosi.
»O. k. Ich lege meine Karte hierher, ja?«
Als der Gong zum Abendessen durchs Haus dröhnte, war der erste Bericht
fertig.
15
Es war ein ungewöhnlich schwüler Abend. Alle Fenster und Türen des
Speisesaals standen auf, trotzdem regte sich kein Luftzug. Die Bewohner der
Wunderbar hatten zwei Tische zusammengestellt, sodass auch Andreas,
Irene, Raffi und Solveigh Platz fanden.
»Habt ihr euch die Schatzkarte schon angeschaut?«, wollte Raffi wissen.
»Noch nicht, wir waren beschäftigt«, antwortete Rosi.
Solveigh zog die Mundwinkel nach unten. »Jedenfalls haben sie so getan«,
kommentierte sie.
Erstaunt schaute Andreas von seinem Teller auf, aber Irene erzählte bereits
von ihrer Arbeit: »Wir haben den ersten Rock schon zusammengeheftet. Es
ist ein Probeexemplar und am liebsten würden wir ihn euch nach dem Essen
zeigen, nicht wahr, Sakiko?«
»Jetzt können wir noch Änderungen vornehmen«, bestätigte diese kauend.
»Wenn er euch gefällt, machen wir die anderen genauso.«
»Dann könnt ihr auch gleich meine Karte anschauen«, warf Raffi ein. »Und
was habt ihr gemacht?«, fragte er Nina und Naomi.
»Wir waren bei Zilgas Oma und haben ihr Poesiealbum ausgeliehen.«
Zilga lachte laut. »Und jede Menge Fotos anschauen müssen! Endlich haben
die Oldies jemanden, der sich für die alten Schwarzweißbilder interessiert!«
»Warum tut ihr euch das an?«, fragte Solveigh. »Das muss doch total öde
sein, oder?«
Ȇberhaupt nicht. Es ist wirklich spannend zu erfahren, wie die Leute vor
fünfzig Jahren gelebt haben. Fünfzig Jahre!«, rief Nina. »Ich meine, das ist
ein halbes Jahrhundert!«
»Wisst ihr, wie die damals badeten? Es gab noch kein Freibad, ist ja klar,
also sind sie im Fluss geschwommen. In der Nähe der Mühle ist das Wasser
ein wenig gestaut worden, das war der Badetümpel. Aber Badeanzüge kon-
nten sich die Leute nicht leisten, deshalb haben die Jungs  « Naomi prustete.
»Die haben sich einen Schurz umgebunden, so ein Tuch, das vorne runter-
hing. Wie bei den Eingeborenen in Afrika, ehrlich, ganz genau so! Und die
Mädchen hatten ein Tuch, das vorn und hinten runterhing. Sah echt edel
aus!« Sie schüttelte den Kopf.
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»Aber was das Irre ist  « Nina wischte den Schweiß von der Stirn. »Das hat
sich nicht in grauer Vorzeit zugetragen, nein, die Leute leben noch! Irgend-
wie ist das für mich etwas ganz Besonderes ... Bestimmt erfahren wir noch
viel, was wir kaum glauben können.« Sie wandte sich an Solveigh. »Du soll-
test mal mitkommen und die beiden Frauen fragen, wie sie sich damals
geschminkt haben. Falls sie sich geschminkt haben«, setzte sie nachdenklich
hinzu.
»Warum fragt ihr sie nicht? Es ist doch euer Projekt«, antwortete Solveigh.
»Ich dachte, es interessiert dich«, antwortete Nina überrascht.
»Kein bisschen!« Solveigh schüttelte den Kopf, dass die blonden Haare
flogen.
»Du wolltest uns doch helfen«, meinte Cheerio, um Ausgleich bemüht.
»Jedenfalls hast du das vorhin gesagt, nicht wahr, Rosi?«
»Würdest du mich begleiten?«, fragte Solveigh. »Das wäre schön.«
Cheerio schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Schminken ist Frauensache.«
Heiner und Johannes kamen an den Tisch. »Wie ist's?«, fragte Heiner.
»Wann trainieren wir wieder, Irene?«
»Nach dem Schulfest«, antwortete sie prompt.
»Das Training geht vor«, sagte Heiner streng. »Zweimal pro Woche muss
drin sein.«
»Wer seid ihr?«, wollte Rosi wissen.
»Ach, bist du die Neue?«, fragte Johannes. »Von dir haben wir schon gehört.
Willst immer das Besondere, was? 'ne Hängematte und Palmen im Zimmer
und einen komischen Zeppelin an der Decke. Außerdem hast du Herrn
Siegmund gehörig um den Finger gewickelt, hat man uns gesagt. Das ist 'ne
Leistung, ehrlich.«
»Ach, haltet den Mund und lasst sie in Ruhe«, fuhr Cheerio rasch dazwis-
chen. »Sie ist in Ordnung.«
Johannes lachte boshaft. Heiner pfiff leise durch die Zähne. Er schaute von
Rosi zu Solveigh, von Solveigh zu Rosi und pfiff erneut. »Morgen vor dem
Abendessen, Irene. Ich will keine Ausrede hören, klar? So long, ihr Lieben,
macht's gut!« [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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