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der 300  Ritter (hippeis, koroi) heraus, die aus der Gruppe der
20-30jährigen ausgewählt wurden und im Feld die Leibwache
des Königs bildeten.
Spartanische Hopliten waren aber nicht nur wegen ihrer
Ausbildung und Disziplin berühmt, sondern auch wegen ihrer
Kampfesweise, zuvörderst ihrer Beachtung des Rhythmus im
Kampf. Denn nicht planlos rennend, sondern langsam unter
Flötenklang marschierend, eröffneten sie den Kampf. Daher
besaßen Flötenspieler in Sparta immer ein hohes Ansehen. Die
Spartaner ließen für diese Märsche ihre besten Komponisten
Lieder verfassen; einer von diesen war der bedeutende Dichter
Tyrtaios. Die daraus ersichtliche militärisch nutzbare Bedeu-
tung der Musik hat den Philosophen Platon dazu veranlaßt,
der Musik allgemein eine herausragende Rolle in jedem Staats-
wesen zuzuweisen.
Die religiösen Bindungen des spartanischen Militärwesens
kommen darin zum Ausdruck, daß vor jedem Heereszug die
Götter befragt und um ihre Gunst gebeten und daß auf dem
Schlachtfeld Opfer dargebracht wurden. Diese Zeremonien
waren mehr als leere Rituale; sie sollten eine positive, selbst-
bewußte und kampfbereite Stimmung der Soldaten bei Kampf-
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beginn hervorbringen. Denn wenn die Opfer und Befragungen
der Götter vor der Schlacht gut ausfielen, kämpften die Solda-
ten beherzt und in der Gewißheit, daß die Götter die spartani-
sche Sache unterstützten; bei ungünstigen Vorzeichen hinge-
gen verweigerten sie den Kampf, weil sie den Groll der Götter
fürchteten. Letzteres kam mehr als einmal vor, so daß sich
neben dem Bild des ruhmreichen spartanischen Hopliten auch
dasjenige des furchtsamen Spartaners verbreitete.
Im Alter von 60 Jahren trat der Spartiate aus dem aktiven
Soldatenberuf aus, behielt aber weiterhin eine wichtige Funk-
tion als Ratgeber und erfahrener Aufseher der Jungen. Die
den Alten erwiesene Ehrerbietung war groß; sie äußerte sich
sowohl in der Öffentlichkeit, etwa dadurch, daß man Älteren
auf Straßen und bei Festveranstaltungen Platz machte und
den Vortritt ließ, als auch in den Syssitien. Wer sich im Laufe
seines Lebens besonders um Sparta verdient gemacht hatte,
wurde in die gerusia, den Ältestenrat, hineingewählt und
wirkte in diesem Gremium bis an sein Lebensende politisch
entscheidend mit. Er gehörte dann zu den  Schönen und Gu-
ten , eine Beziehung, die in der griechischen Sprache gleich-
bedeutend mit  Adel ist. Nach dem Urteil des berühmten
Dichters Pindar (um 500 v. Chr.) war der  Ratschlag der Al-
ten neben der  Lanzenkraft der Männer und dem  Reigen
der Frauen der dritte Pfeiler der spartanischen Ordnung.
Auch über den Tod hinaus unterlag der einzelne gesetzli-
chen Regelungen. Grundsätzlich unterschied sich Sparta in
diesem Bereich keineswegs von anderen griechischen Städten.
Auch dort griff der Gesetzgeber ein, wenn es galt, bestimmte
Bestattungsörtlichkeiten festzulegen, Grabbeigaben zu be-
schränken, Trauerzeit und Trauerform (z.B. lautes Wehklagen
oder Zerkratzen der Wangen) zu regeln. In Sparta mußte sich
allerdings zusätzlich zu derartigen Beschränkungen auch die
Ehrung der Toten durch die Angehörigen in die Staatsraison
einfügen. So durften besondere Ehrungen, wie etwa namentli-
che Inschriften, nur Männer, die im Krieg gefallen waren, und
Frauen, die im Kindbett verstorben waren, erhalten. Zahlrei-
che Anekdoten bestätigen diese Tendenz, Art und Umfang der
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Bestattungsfeierlichkeiten sowie die Totenehrungen nach den
für den Staat zu Lebzeiten erbrachten Leistungen zu bemes-
sen. Der Gesetzgeber Lykurg soll es gewesen sein, der die Be-
stattung der Toten auch innerhalb der Stadtgrenzen Spartas
erlaubte, eine einzigartige Ausnahme in Griechenland. Mit
dieser Regelung wurde das enge Verhältnis der Spartiaten zu
ihrer Stadt auch über den Tod hinaus zum Ausdruck gebracht.
Für die gewöhnlichen Spartiaten allerdings gab es in Sparta
keine öffentlichen Leichenbegängnisse, mit denen beispiels-
weise Athen die Gefallenen eines Krieges zu ehren pflegte. Be-
stattungen durchzuführen war vielmehr die alleinige Aufgabe
der Familie, die sich jedoch bei der Ausrichtung, um die spar-
tiatische Gleichheit auch nach dem Tode zu demonstrieren, an
die erwähnten Beschränkungen zu halten hatte.
Wie ein Spartiate sein Leben verbrachte, haben wir von sei-
ner Kindheit bis zu seiner Bestattung verfolgt. Wovon aber
lebte er? Wie war es mit den wirtschaftlichen Grundlagen des
spartanischen Staates bestellt? Das Fundament des wirt-
schaftlichen Lebens bildete in Sparta wie auch im übrigen
Griechenland der oikos, das Haus, in dem Mann, Frau, Kin-
der (bis sieben Jahre) und Gesinde zusammenlebten und zu
dem Grundbesitz an Acker- und Weideland, das Vieh und die
Gerätschaften gehörten. Nicht unmittelbar zum Haus ge-
hörten die Heloten, die zwar auf dem Land arbeiteten, aber
im Besitz des Staates verblieben. Die Führung dieses oikos
oblag, anders als in anderen Städten, der Hausfrau. Denn von
einer fest umrissenen Aufgabenteilung der Geschlechter (vgl.
Kap. VI) hing die Funktionsfähigkeit des spartanischen Staa-
tes ab. Nachdem dem Mann, wie wir sahen, der  äußere Be-
reich, Krieg und Politik, zufiel, hatten die Frauen sich um den
 inneren , den häuslich/ökonomischen Bereich zu kümmern.
Von der ökonomischen Kompetenz der Frauen hing demnach
der Status der gesamten Familie ab. Denn wenn der oikos zu
wenig abwarf, um die festgelegten Abgaben an die Syssitien
bezahlen zu können, verlor der Hausherr sein Vollbürger-
recht. Schon seit dem 5., besonders aber dem 4. Jahrhundert
verzeichnen unsere Quellen zunehmend Vermögensunter-
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schiede unter den Spartiaten, Unterschiede, die nicht recht
zum Bild und Ideal einer Gesellschaft von  Gleichen passen
wollen. So wird berichtet, daß viele dieser  Gleichen ver-
armten und zu  Geringeren herabsanken, andere dagegen zu
geradezu märchenhaftem Reichtum gelangten. Mit dieser
Entwicklung hatte sich Sparta von seiner ursprünglichen
Ordnung weit entfernt. Glaubt man Plutarch, so hatte näm-
lich Lykurg ganz Lakonien in gleich große Landlose (griech.
klaroi) für 30000 Periöken und 9000 Spartiaten aufgeteilt. Ist
diese Nachricht eine Erfindung aus späterer Zeit, um die ge-
sellschaftliche Ordnung der Vorfahren zu idealisieren? Viele,
freilich nur moderne, Historiker glauben das jedenfalls. Als
Beleg dafür nehmen sie die Ungleichheit des Besitzes unter [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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